Steinkult

Steinkult
Steinkult,
 
die religiöse Verehrung von Steinen, die als eines der härtesten Materialien von alters her einen wichtigen Platz in Kult und Frömmigkeit einnehmen. Schon in den vorgeschichtlichen Religionen finden sich durchbohrte Steine (als Amulett getragen), die wegen ihres besonderen Aussehens, ihrer Seltenheit oder Herkunft für heilig gehalten wurden (Meteorite, Versteinerungen, Edelsteine). Steine galten als kraft- und machtgeladen, als Symbol für Dauer und Festigkeit, als Sitz höherer Wesen sowie als Wohnstätte vergangener und zukünftiger Generationen. Zu diesem Vorstellungskreis gehören neben den Steinsetzungen, Gräbern u. a. steinernen Zeugen der Megalithkultur (u. a. in Europa und Südostasien) auch die zum Teil skulptierten Monolithen, die in Altamerika errichtet wurden, oder die in vielen Kulturen (z. B. Israel, Tibet) anzutreffenden Steinhaufen (u. a. über Gräbern oder als Votivgaben für Geister), auf die jeder Vorübergehende einen Stein legte. In einer Reihe von Religionen stehen aufgerichtete Steine als Phallussymbole in enger Verbindung zu Fruchtbarkeitskulten (z. B. Gebärsteine in Babylon, Hermen in Griechenland, Linga in Indien, die »Dorfsteine« in Indonesien, in phallischer Form als männlicher und konkaver Form als weibliche Symbole der Fruchtbarkeit); der Mythos kennt die Steingeburt. Daneben begegnen Opfersteine (später zu steinernen Altären fortentwickelt), kosmische Steine, die als »Nabel der Erde« (Omphalos) galten (Ägypten, semitischer Bereich, Griechenland), heilige Steine als Fetisch der Gottheiten und Ort ihrer Präsenz (in der altsemitischen Religion die Masseben für Jahwe oder für die Baale). So wurden der syrische Gott Elagabal wie auch die Göttin Kybele in einem Meteoriten verehrt. Besonders im westlichen Europa finden sich Steinhaufen (Cairu), Steinkreise (Cromlech), Dolmen und Menhire, im semitischen Bereich gleichfalls Steinkreise (Gilgal) und die Bathel-Steine (griechisch »baituloi«), die gesalbt wurden und als Manifestation eines Gottes galten. Der schwarze Meteorit (Hadjar al-Aswad) in der Kaaba in Mekka bildet den Mittelpunkt des islamischen Glaubens.
 
 
L. Hansmann u. L. Kriss-Rettenbeck: Amulett u. Talisman (1966);
 C.-M. Edsman: Stones, in: The encyclopedia of religion, hg. v. M. Eliade, Bd. 14 (New York 1987).

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Stein|kult, der (Völkerk.): kultische Verehrung von Steinen.

Universal-Lexikon. 2012.

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